geboren in Stralsund
Sportschule, Potsdam
Stahlschiffbauer und Abitur, Rostock
Kampfschwimmer bei der Marine
Studium der Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
bei Arno Rink und Neo Rauch
Studium an der Accademia di Belle Arti, Florenz
Diplom
Meisterschüler bei Prof. Arno Rink
Glanz & Elend, Kurhaus Warnemünde, Joost van Mar - das KonsulaRt
Zärtliche Zeiten, Josef Filipp Galerie, Leipzig
Das Kommando, Kunsthalle Kühlungsborn
Hell Sehen, Galerie Fabra ars, Magdeburg
Vertreibung aus dem Paradies, Galerie Supper, Baden-Baden
In A Gadda Da Vida, Galerie AMART, Wien
The Leipzig Connection, Zagreb
Nordschiff, Galerie Joost van Mar, Petrikirche Rostock
Über Mütter, Josef Filipp Galerie, Leipzig
Rayk Goetze, Galerie AMART, Wien
Héroïne, Galerie Charron, Paris
Zärtliche Zeiten, Galerie Kristine Hamann, Wismar
Status Quo, Kunstverein Hohen-Aschau
Barbaric Splendour, Galerie Charron, Paris
Der Gegenwart, Josef Filipp Galerie, Leipzig
Vorhut, Galerie Supper, Baden-Baden
Höhere Gewalt, Galerie Irrgang, Berlin
Universum, Josef Filipp Galerie, Leipzig
#2, Archiv Massiv, Leipzig
#1, Galerie Potemka, Leipzig
Wir haben Grund zu der Annahme, SuR Galerie, Berlin
Strikte Observanz, Ambacher Contemporary, München
Schlagseite, Galerie Potemka, Leipzig
Corpus Delicti, Ambacher Contemporary, München
Basement, Galerie Brennecke, Berlin
Ultramarin, Galerie Lichtpunkt, München
Raykland, Galerie Stefan Denninger, Berlin
Rayk Goetze ist ein Maler delikater Mischungsverhältnisse. Dafür ist er bekannt. In seinen Bildern treffen aufeinander: Replantationen von bildgeschichtlichen Partikeln unterschiedlicher Zeiten und Stile, bewusst roh inszenierte Oberflächenzonen und feingeistig ausgearbeitete Lasuren, Farbschlamm und Konkretion, Hitze und Erfrischung.
Goetze arbeitet an Assoziationsräumen. Immer geht es ihm um das Phänomen Malerei und um Zeitlosigkeit. Farbe und Form „verhandeln Lebensgegenwart, aufgeladen von den Mysterien unseres Daseins“, wie er sagt. Sein Denken in Bildern schließt das freihändige Sich-Bewegen auf der Zeitachse mit ein. Daraus folgt für ihn die absolute Gegenwärtigkeit des Historischen, die Gleichstellung von Gestern und Heute, die Enthierarchisierung kunstgeschichtlicher Epochen. Ob Frührenaissance oder 20. Jahrhundert, Piero della Francesca oder Francis Bacon, Rayk Goetze zitiert und bindet zusammen, was über alle Epochenschranken hinweg neue Bildereignisse ermöglicht. Das tut er nicht wahllos, sondern zielgerichtet, in bester Manier postmoderner Mixophilie.
Man kann Goetzes Bilder für ausdeutbar oder für reine Schaustücke halten. Zeitlosigkeit und Zeitdiagnostik stehen in einem Spannungsfeld zueinander, das Deutungen nach beiden Seiten ermöglicht.
Der Titel der Ausstellung „Glanz & Elend“ hat den Stellenwert einer „zeitgenössischen Referenz zum Gegenwartsbewusstsein“. Selbst wenn bestimmte Figuren eher renaissancistisch als zeitgenössisch wirken, so sind sie doch im Zusammenspiel Gipfelpunkte der künstlerischen Authentizität und Autonomie Goetzes und belegen gleichzeitig sein Gebundensein an die Gegenwart und seinen zeitkritischen Auftritt im Medium Malerei.
Jedes seiner Bilder ist eine Spur künstlerischen Denkens in Farbe. Als ebenso wissender wie sprachbegabter Vollblutmaler steht er mit seiner ungeteilten Autorenschaft hinter jedem Bild und ist gleichzeitig in ihm, um es zu einem „gültige Aussprechen des Selbst“ werden zu lassen. In seiner welthaltigsten Manifestation stellt ein Bild für ihn die Ausdehnung der Möglichkeiten des Schöpfers und des Betrachters in Richtung eines „neuen Betretungsraums“ dar, der bestenfalls ein Möglichkeitsraum sein kann.
Ein Bild wie „Psst!“ (2022) zeigt in einer Geste der Anmahnung von Verschwiegenheit die Menschwerdung aus dem Geist des Wissens und Gewissens. Es ist zwar kein großformatiges Bild, aber nichtsdestotrotz in bleierner Gegenwart in der Lage, der unfrohen Fügung, die uns bindet, durch einen vitalen Bildimpuls zu entkommen. Als typisches Goetze-Bild lässt es Differenzierungen in sich zu und lebt ganz aus der Spannung, statt sie einzuebnen.
Rayk Goetze ist ein Kampfschwimmer im Fluss der Malerei. Während er eintaucht lässt er uns schauen und erstaunen. Er ist ein Sinnsucher, der mehr weiß als die, die immer genau zu wissen meinen, was „die realen Probleme“ sind, denen sich gefälligst auch die Kunst zu widmen habe.
Die Bildoberflächen seiner Bilder sind von einer sprachlos machenden Stofflichkeit des Materials geprägt, das sich hochgradig selbst genügt und das in seinen Rauheiten, Schrundigkeiten und zugleich in seiner ungewöhnlichen Klangfarbigkeit in Folge höchst flexibler Pinselführung besticht. Rayk Goetze weiß, dass ein gutes Bild sich letztendlich selbst malend zur Vollendung bringt. Aber damit das gelingt, muss der Maler optimale Ausgangsbedingungen dafür herstellen.
Er befindet sich malerisch ganz auf der Höhe der Zeit. Ein Bild wie „Die Insel (Landschaft mit Papagei)“ (2022) erweckt den Anschein, weniger gemacht als vielmehr entstanden zu sein. In seiner romantischen Perspektive und der großartigen Sinnlichkeit der Malhaut in ihrer geradezu tastbaren Erd- und Leibgebundenheit öffnet dieses Sehnsuchtsbild eine ungeahnte Freiheitsperspektive. Goetze verwandelt die materialadäquate Farbverdickung in eine himmlisch illuminierte Herzensergießung.
Schöner kann man vor solch einem Bild nicht sterben.
Christoph Tannert
(Juni 2022)
Anmerkung: Alle Zitate beziehen sich auf Rayk Goetzes Aussagen im Ateliergespräch mit dem Autor in Leipzig am 26.06.2022.
geboren am 23. November in Augsburg
Privatunterricht bei dem Maler Gustav E. Schmidt in Augsburg
autodidaktische Weiterbildung in München
freischaffender Künstler in Berlin,
Teilnahme an der >>Juryfreie Kunstschau<< 1928 und 1929
Meisterschüler und Assistent bei Prof. Erwin Hahs an der
Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle / Saale
Entlassung, Verhaftung und Malverbot als »entarteter Künstler«
Rückkehr nach Augsburg, Übernahme der elterlichen Furnierhandlung
eingezogen zum »Sicherheits- und Hilfsdienst« in Augsburg
Zerstörung des Elternhauses und damit fast des gesamten
künstlerischen Œuvres bei einem Bombenangriff
Neubeginn als freischaffender Künstler
Lehrer an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk in
Saarbrücken
1. Domnick-Preis
Übersiedlung nach Weilburg in Hessen
Teilnahme an der Biennale in Venedig
Atelier in Frankfurt am Main
Gastdozent an der Staatlichen Schule für Kunst und
Handwerk in Saarbrücken
Ehrenaufenthalt in der Villa Massimo in Rom
gestorben am 22. Mai in Frankfurt am Main