Biografie von Rayk Goetze

 

1964

geboren in Stralsund

 

1975-81

Sportschule, Potsdam

 

1981-84

Stahlschiffbauer und Abitur, Rostock

 

1984-88

Kampfschwimmer bei der Marine

 

ab 1991

Studium der Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
bei Arno Rink und Neo Rauch

 

1995-96

Studium an der Accademia di Belle Arti, Florenz

 

1997

Diplom

 

1997-2000

Meisterschüler bei Prof. Arno Rink

 

Rayk Goetze lebt und arbeitet in Leipzig

 

Einzelausstellungen (Auswahl)

 

2022

Glanz & Elend, Kurhaus Warnemünde, Joost van Mar - das KonsulaRt

 

2021

Zärtliche Zeiten, Josef Filipp Galerie, Leipzig

Das Kommando, Kunsthalle Kühlungsborn
Hell Sehen, Galerie Fabra ars, Magdeburg

 

2020

Vertreibung aus dem Paradies, Galerie Supper, Baden-Baden
In A Gadda Da Vida, Galerie AMART, Wien

 

2019

The Leipzig Connection, Zagreb
Nordschiff, Galerie Joost van Mar, Petrikirche Rostock
Über Mütter, Josef Filipp Galerie, Leipzig

 

2018

Rayk Goetze, Galerie AMART, Wien
Héroïne, Galerie Charron, Paris
Zärtliche Zeiten, Galerie Kristine Hamann, Wismar
Status Quo, Kunstverein Hohen-Aschau

 

2017

Barbaric Splendour, Galerie Charron, Paris

 

2016

Der Gegenwart, Josef Filipp Galerie, Leipzig
Vorhut, Galerie Supper, Baden-Baden

 

2015

Höhere Gewalt, Galerie Irrgang, Berlin

 

2014

Universum, Josef Filipp Galerie, Leipzig

 

2013

#2, Archiv Massiv, Leipzig

 

2012

#1, Galerie Potemka, Leipzig

Wir haben Grund zu der Annahme, SuR Galerie, Berlin

 

2011

Strikte Observanz, Ambacher Contemporary, München

 

2010

Schlagseite, Galerie Potemka, Leipzig

 

2009

Corpus Delicti, Ambacher Contemporary, München

 

2008

Basement, Galerie Brennecke, Berlin

 

2007

Ultramarin, Galerie Lichtpunkt, München

 

2006

Raykland, Galerie Stefan Denninger, Berlin

 

Sinnsucher im Malfluss

Rayk Goetze ist ein Maler delikater Mischungsverhältnisse. Dafür ist er bekannt. In seinen Bildern treffen aufeinander: Replantationen von bildgeschichtlichen Partikeln unterschiedlicher Zeiten und Stile, bewusst roh inszenierte Oberflächenzonen und feingeistig ausgearbeitete Lasuren, Farbschlamm und Konkretion, Hitze und Erfrischung.

 
Goetze arbeitet an Assoziationsräumen. Immer geht es ihm um das Phänomen Malerei und um Zeitlosigkeit. Farbe und Form „verhandeln Lebensgegenwart, aufgeladen von den Mysterien unse­res Daseins“, wie er sagt. Sein Denken in Bildern schließt das freihändige Sich-Bewegen auf der Zeitachse mit ein. Daraus folgt für ihn die absolute Gegenwärtigkeit des Historischen, die Gleich­stellung von Gestern und Heute, die Enthierarchisierung kunstgeschichtlicher Epochen. Ob Früh­renaissance oder 20. Jahrhundert, Piero della Francesca oder Francis Bacon, Rayk Goetze zitiert und bindet zusammen, was über alle Epochenschranken hinweg neue Bildereignisse ermöglicht. Das tut er nicht wahllos, sondern zielgerichtet, in bester Manier postmoderner Mixophilie.

 
Man kann Goetzes Bilder für ausdeutbar oder für reine Schaustücke halten. Zeitlosigkeit und Zeitdiagnostik stehen in einem Spannungsfeld zueinander, das Deutungen nach beiden Seiten ermöglicht.

 
Der Titel der Ausstellung „Glanz & Elend“ hat den Stellenwert einer „zeitgenössischen Referenz zum Gegenwartsbewusstsein“. Selbst wenn bestimmte Figuren eher renaissancistisch als zeitgenössisch wirken, so sind sie doch im Zusammenspiel Gipfelpunkte der künstlerischen Authentizität und Autonomie Goetzes und belegen gleichzeitig sein Gebundensein an die Gegenwart und seinen zeitkritischen Auftritt im Medium Malerei.

 
Jedes seiner Bilder ist eine Spur künstlerischen Denkens in Farbe. Als ebenso wissender wie sprach­begabter Vollblutmaler steht er mit seiner ungeteilten Autorenschaft hinter jedem Bild und ist gleichzeitig in ihm, um es zu einem „gültige Aussprechen des Selbst“ werden zu lassen. In seiner welthaltigsten Manifestation stellt ein Bild für ihn die Ausdehnung der Möglichkeiten des Schöpfers und des Betrachters in Richtung eines „neuen Betretungsraums“ dar, der bestenfalls ein Möglichkeitsraum sein kann.

 

Ein Bild wie „Psst!“ (2022) zeigt in einer Geste der Anmahnung von Verschwiegenheit die Mensch­werdung aus dem Geist des Wissens und Gewissens. Es ist zwar kein großformatiges Bild, aber nichtsdestotrotz in bleierner Gegenwart in der Lage, der unfrohen Fügung, die uns bindet, durch einen vitalen Bildimpuls zu entkommen. Als typisches Goetze-Bild lässt es Differenzierungen in sich zu und lebt ganz aus der Spannung, statt sie einzuebnen.

 

Rayk Goetze ist ein Kampfschwimmer im Fluss der Malerei. Während er eintaucht lässt er uns schauen und erstaunen. Er ist ein Sinnsucher, der mehr weiß als die, die immer genau zu wissen meinen, was „die realen Probleme“ sind, denen sich gefälligst auch die Kunst zu widmen habe.


Die Bildoberflächen seiner Bilder sind von einer sprachlos machenden Stofflichkeit des Materials geprägt, das sich hochgradig selbst genügt und das in seinen Rauheiten, Schrundigkeiten und zugleich in seiner ungewöhnlichen Klangfarbigkeit in Folge höchst flexibler Pinselführung besticht. Rayk Goetze weiß, dass ein gutes Bild sich letztendlich selbst malend zur Vollendung bringt. Aber damit das gelingt, muss der Maler optimale Ausgangsbedingungen dafür herstellen.


Er befindet sich malerisch ganz auf der Höhe der Zeit. Ein Bild wie „Die Insel (Landschaft mit Papagei)“ (2022) erweckt den Anschein, weniger gemacht als vielmehr entstanden zu sein. In seiner romantischen Perspektive und der großartigen Sinnlichkeit der Malhaut in ihrer geradezu tastbaren Erd- und Leibgebundenheit öffnet dieses Sehnsuchtsbild eine ungeahnte Frei­heits­perspektive. Goetze verwandelt die materialadäquate Farbverdickung in eine himmlisch illuminierte Herzensergießung.

 
Schöner kann man vor solch einem Bild nicht sterben.

 
Christoph Tannert
(Juni 2022)


Anmerkung: Alle Zitate beziehen sich auf Rayk Goetzes Aussagen im Ateliergespräch mit dem Autor in Leipzig am 26.06.2022.



Biografie von Karl Kunz 

1905

geboren am 23. November in Augsburg


1919 - 1921

Privatunterricht bei dem Maler Gustav E. Schmidt in Augsburg


1921 - 1927

autodidaktische Weiterbildung in München


1927 - 1930

freischaffender Künstler in Berlin,
Teilnahme an der >>Juryfreie Kunstschau<< 1928 und 1929


1930 - 1933

Meisterschüler und Assistent bei Prof. Erwin Hahs an der
Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle / Saale


1933

Entlassung, Verhaftung und Malverbot als »entarteter Künstler«


1934

Rückkehr nach Augsburg, Übernahme der elterlichen Furnierhandlung


1939 - 1945

eingezogen zum »Sicherheits- und Hilfsdienst« in Augsburg


1944

Zerstörung des Elternhauses und damit fast des gesamten
künstlerischen Œuvres bei einem Bombenangriff


1945

Neubeginn als freischaffender Künstler


1947 - 1949

Lehrer an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk in
Saarbrücken


1951

1. Domnick-Preis


1953

Übersiedlung nach Weilburg in Hessen


1954

Teilnahme an der Biennale in Venedig


1957

Atelier in Frankfurt am Main


1959 - 1960

Gastdozent an der Staatlichen Schule für Kunst und
Handwerk in Saarbrücken


1969

Ehrenaufenthalt in der Villa Massimo in Rom


1971

gestorben am 22. Mai in Frankfurt am Main














































 
 
E-Mail
Anruf